Wohnungsbesichtigungen für seltene Käfer im Bamberger Hain

06. März 2025 , 15:50 Uhr

Der Bamberger Hain ist nicht nur immer einen Spaziergang wert, sondern hier lebt auch der äußerst seltene und vom Aussterben bedrohte und streng geschützte Eichenheldbock. Die imposanten bis zu 10 Zentimeter und daumendicken Larven entwickeln sich über vier Jahre in alten und vorgeschädigten Eichen. Erst dann schlüpfen die vollständig entwickelten Käfer aus ihren Brutbäumen. Im Rahmen einer „Wohnungsbesichtigung“ hat die Stadt Bamberg jetzt solche Alteichen mit besonderen Maßnahmen auf ihre Verkehrssicherheit geprüft. Das Resultat ist eine gute Nachricht für den Eichenheldbock: Bei den Untersuchungen wurde festgestellt, dass keine Eiche gefällt werden muss und die Käferlarven noch mehrere Jahre darin leben können.

Lange Zeit wurde der Eichenheldbock als Forstschädling bekämpft oder sein Lebensraum ging durch die Umwandlung von naturnahen Wäldern zu Wirtschaftswald und den Siedlungsbau verloren. In Bayern sind nur noch zwei Vorkommen bekannt, eines davon beherbergt der Bamberger Hain. Weitere holzbewohnende Großkäfer wie der Eremit und der Hirschkäfer sind ebenfalls im Hain zuhause und so wurde dieser als europäisches Fauna-Flora-Habitat-Gebiet unter Schutz gestellt.

Der möglichst lange Erhalt von abgängigen, stehenden Bäumen hat daher eine sehr große naturschutzfachliche Bedeutung, um den Bestand der seltenen Käfer zu sichern. „Der Hain ist aber nicht nur ein Hotspot der Artenvielfalt, sondern auch ein Bürgerpark und somit müssen auch die Besucherinnen und Besucher vor umstürzenden Bäumen oder herunterfallenden Ästen geschützt werden“, erklärt Michael Weber, Baumkontrolleur von Bamberg Service.

Um dies zu gewährleisten, kontrolliert Michael Weber die Bäume immer wieder. Kann eine Gefährdung der Bevölkerung nicht ausgeschlossen werden, müssen Maßnahmen an den Bäumen durchgeführt und diese mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bamberg abgestimmt werden.

An vier besonders dicken und vom Eichenheldbock besiedelten Alteichen konnte bei der letzten Baumbegutachtung keine abschließende Aussage zur Verkehrssicherheit getroffen werden. Eine Fällung der Alteichen hätte fatale Folgen für die Käferpopulation. Deshalb wurde eine ganz besondere Untersuchungsmethode an den Bäumen durchgeführt – Zugversuche.

Für einen Zugversuch werden hochsensible Messgeräte am Stamm und den Wurzeln sowie ein Zugseil am Baum angebracht. Mithilfe einer Seilwinde wird nun am Baum gezogen und dieser wird zunehmenden Belastungen ausgesetzt – einfach gesagt, man spielt Wind. Dabei reagieren Stamm und Wurzeln mit geringfügigen mikroskopischen Verformungen, die von den Messgeräten kontinuierlich aufgezeichnet werden. Mit den gewonnenen Daten kann so eine Aussage zur Verkehrssicherheit des Baumes getroffen werden.

Im Vergleich zu den normalen Maßnahmen wie Totholzentnahme oder Fällungen entstehen für derartige Baumuntersuchungen und den Erhalt der Käferbäume deutliche Mehrkosten. Diese wurden von Bamberg Service Abteilung Grünanlagen und Friedhöfe übernommen.

„Im Spannungsfeld zwischen Verkehrssicherungspflicht und Naturschutz müssen immer wieder tragbare Lösungen gefunden werden, um beiden Belangen gerecht zu werden“, sagt Thomas Fischer, Beauftragter für Naturschutz im städtischen Umweltamt. Dies ist auch der Grund, warum im Bamberger Hain immer wieder neue Hochstümpfe entstehen.

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