Innerhalb einer Woche über die Schließung des Standorts Würzburg nachdenken und gleichzeitig eine hochmoderne Kita betreiben. Nachdem genau das der Coburg-Bamberger Automobilzulieferer Brose in Bamberg macht, zeigen sich die Verantwortlichen selbstkritisch. Wie das Unternehmen aktuell mitteilt, hatte im April 2021 die Geschäftsführung entschieden, in Bamberg einen Kids Club zu eröffnen – die vierte Kindertagesstätte nach Coburg, Ostrava und Prievidza. Damals sei die Krise in der Automobilindustrie nicht absehbar gewesen. Trotz der schwierigen Lage hatten die Gesellschafter entschieden, das neue Verwaltungsgebäude und die Kita in Bamberg fertigzustellen und die Kindertagesstätte kostengünstig zu betreiben. Eine Rücknahme wäre schwierig gewesen, weil zum Beispiel bereits Bauaufträge vergeben waren. Die für Bamberg einmalige Einrichtung wurde trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen eröffnet. Man habe jedoch beschlossen, die laufenden Kosten zu minimieren und die Mitarbeiter, die den Kids Club nutzen, an den Kosten zu beteiligen. Das sei notwendig und fair gegenüber den Kolleginnen und Kollegen an anderen Standorten.
Hier das komplette Statement von Brose:
„Im April 2021 haben die Gesellschafter unseres Familienunternehmens auf Vorschlag der Geschäftsführung die Entscheidung getroffen, an unserem Standort in Bamberg einen Kids Club zu errichten, er ist damit die vierte Kindertagesstätte nach Coburg/Deutschland, Ostrava/Tschechien und Prievidza/Slowakei.
Zum Zeitpunkt der Entscheidung waren die massiven Auswirkungen der weltweiten Krise in der Automobilindustrie in der aktuellen Dimension noch nicht absehbar. Eine Rücknahme der Bauentscheidung – das galt übrigens auch für das neue Verwaltungsgebäude hier – war aufgrund des Fortschritts nicht sinnvoll, weil alle Aufträge an die ausführenden Firmen bereits vergeben waren. Auf Vorschlag der Geschäftsführung haben dann die Gesellschafter entschieden, beide Gebäude fertigzustellen und den Betrieb der Kindertagesstätte mit möglichst geringem Aufwand zu betreiben.
Was Sie hier sehen, ist sicherlich kein geringer Aufwand, im Gegenteil, es ist natürlich schwer nachzuvollziehen, dass wir innerhalb einer Woche eine Sozialeinrichtung eröffnen, die in dieser Qualität und Ausstattung in der Region Bamberg einmalig ist, gleichzeitig aber die mögliche Schließung unseres Standorts Würzburg bekanntgeben. Leider hat, wie eben beschrieben, unsere Geschäftsführung die wirtschaftliche Entwicklung schon seit vielen Jahren, und auch aktuell, falsch eingeschätzt. Das müssen wir offen einräumen.
Wir haben allerdings beschlossen, den Aufwand für den laufenden Betrieb so weit wie möglich zu minimieren und vor allen Dingen nicht höher werden zu lassen als in unserem ersten Kids Club in Coburg, der in dem ehemaligen Haus der Mutter von Michael Stoschek errichtet wurde.
Gleichzeitig wollen wir die Mitarbeitenden, die diese ungewöhnliche freiwillige Sozialleistung in Anspruch nehmen, so weit wie möglich an den laufenden Kosten beteiligen. Dies ist nicht nur wirtschaftlich notwendig, sondern vor allen Dingen fair gegenüber den Mitarbeitenden an fast allen anderen Brose Standorten, denen eine solche Einrichtung nicht zur Verfügung steht.“