Gesundheit

Jugendliche nach Rauschtrinken seltener in Klinik

07. Dezember 2025 , 05:00 Uhr

Kinder und Jugendliche landen seltener mit Alkoholvergiftungen in Krankenhäusern. Doch Experten warnen: Das bedeute nicht, dass es keine Alkoholexzesse mehr gebe. Was hinter dem Rückgang steckt.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen aus Bayern, die wegen Alkoholmissbrauchs in einer Klinik stationär behandelt wurden, geht weiter zurück. 1.532 unter 20-Jährige kamen im vergangenen Jahr mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus. Das sind rund sieben Prozent weniger als 2023, wie die Krankenkasse DAK unter Berufung auf Daten des Statistischen Landesamtes schildert. 

Der Rückgang der vergangenen Jahre zeige aber nicht die ganze Wahrheit, betont die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS). Das oft auch «Komasaufen» genannte Phänomen bestehe weiter, schlage sich aber seltener als früher in der Statistik nieder.

Expertin für Rauschtrinken: Einlieferungszahlen nicht repräsentativ 

Die Einlieferungszahlen seien nicht repräsentativ dafür, wie oft Jugendliche große Mengen Alkohol in kurzer Zeit trinken, betont BAS-Expertin Annalena Koytek. Studien zeigten, dass sich zwar der regelmäßige Alkoholkonsum von Jugendlichen verringere. Das Rauschtrinken sei aber auf ein ähnlich hohes Niveau wie vor der Pandemie zurückgekehrt. Gleichwohl gehe die Zahl der Klinikeinlieferungen seit Corona zurück. Die Gründe dafür seien wissenschaftlich noch nicht geklärt. 

Klar ist: «Es ist bei weitem nicht so, dass jede Intoxikation in der Klinik landet», schildert Koytek. Einer Studie habe gezeigt, dass geschätzt nur eine von 2.000 Alkoholvergiftungen junger Menschen in einer Klinik aufschlage. 

Die Expertin betont: «Alkohol ist immer noch die Substanz, die am häufigsten konsumiert wird von Jugendlichen. Aber es ist nicht mehr so in der öffentlichen Wahrnehmung, weil dort Cannabis seit der Teil-Legalisierung Alkohol den Rang abgelaufen hat und auch in den Medien viel präsenter ist.» 

Koytek leitet in Bayern das bundesweite Alkoholpräventionsprojekt HaLT für Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum.

Rauschtrinken bei 15 Prozent der Jugendlichen

Welch große Rolle Alkohol bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen spielt, zeigt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Demnach hatten zum Zeitpunkt der Befragungen im Jahr 2023 gut 37 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken. 15 Prozent erfüllten die Kriterien für Rauschtrinken – also mindestens vier (bei Mädchen) oder fünf (bei Jungen) Gläser Alkohol bei einer Gelegenheit. Und fast zehn Prozent hatten im Laufe des zurückliegenden Jahres regelmäßig mindestens ein Mal pro Woche Alkohol getrunken.

Bei den 18- bis 25-Jährigen lagen diese Werte noch einmal deutlich höher: Gut 73 Prozent hatten in den zurückliegenden 30 Tagen Alkohol getrunken. Mehr als 39 Prozent gaben für diesen Zeitraum Rauschtrinken an und etwa 29 Prozent tranken über ein Jahr hinweg mindestens einmal pro Woche.

Mädchen werden mit weniger Promille in Klinik gebracht als Jungs

Die Werte für Rauschtrinken stagnierten – mit Ausnahme der Corona-Pandemie – seit Jahren, schilderte Koytek. Warum dennoch die Klinkeinlieferungen sinken, sei noch nicht final geklärt. Doch bei der Entscheidung, Betrunkene in eine Klinik zu fahren, komme es sehr auf die aktuelle Wahrnehmung in der Bevölkerung und die Einstellung von Rettungskräften an. Die Verfügbarkeit einer anfahrbaren Notaufnahme komme dabei ebenso zum Tragen wie regionale oder Stadt-Land-Unterschiede. Und auch das Geschlecht spiele eine Rolle. Mädchen werden laut Koytek im Schnitt schon mit weniger Promille eingeliefert als Jungen.

Den DAK-Angaben zufolge, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorlagen, wurden 2024 exakt 709 Mädchen und 823 Jungen aus Bayern im Alter von 10 bis 19 Jahren nach Alkoholmissbrauch in einer Klinik behandelt. Bei den Jungs bedeutete dies einen Rückgang um rund vier Prozent, bei den Mädchen um knapp zehn Prozent. 239 der Betroffenen war jünger als 15 Jahre. In dieser Altersgruppe war ein Großteil (152 zu 87) weiblich.

Quelle: dpa

 

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