Gesundheit

Impfung gegen Gürtelrose im Freistaat noch wenig verbreitet

11. Dezember 2025 , 11:00 Uhr

Eine Gürtelrose kann jahrelange massive Nervenschmerzen und sogar Erblindung zur Folge haben. Seit sieben Jahren wird Älteren daher die Impfung dagegen empfohlen. Doch in Bayern folgen dem nur wenige.

Die für Ältere empfohlene Impfung gegen die teils drastische Langzeitfolgen auslösende Gürtelrose ist im Freistaat noch wenig verbreitet. Mit einem Anteil von 15,4 Prozent vollständig Geimpfter unter den Menschen über 60 Jahren liegt Bayern auf dem vorletzten Platz bundesweit, wie aus einer Auswertung der Krankenkasse Barmer hervorgeht. «Rund 3,3 Millionen Menschen in Bayern ab 60 Jahren haben somit keinen ausreichenden Impfschutz, obwohl die Impfung von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen und von den Krankenkassen übernommen wird», heißt es darin.

Für ihren Report hatte die Barmer ihre Versichertendaten ausgewertet. Aufgrund der breiten Datengrundlage gelten diese als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung. Demnach ist im Freistaat nur jeder Sechste über 60-Jährige vollständig geimpft, in Sachsen-Anhalt ist es fast jeder Dritte (29,3 Prozent). Dabei besteht die Impfempfehlung seit 2018. «Angesichts der oft schweren Verläufe und Komplikationen ist die Quote zu niedrig», betonte Barmer-Landesgeschäftsführer Alfred Kindshofer. Eine vollständige Herpes-zoster-Impfung könne die meisten Gürtelrose-Erkrankungen verhindern.

Reaktivierung des Windpocken-Erregers

Herpes zoster, auch Gürtelrose genannt, wird durch eine Reaktivierung des Windpocken-Erregers ausgelöst. Ursache ist ein geschwächtes Immunsystem aufgrund von Alter, Stress oder Krankheit. Die Erkrankung kann zur Erblindung führen und hat teils jahrelang extreme Nervenschmerzen zur Folge, die mit Opioiden behandelt werden müssen.

Ohne Impfung erkranken 33 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens an Herpes zoster, mit Impfung sind es nur 3. Die Auswertung der Barmer zeigt, dass ab 60 Jahren das Risiko einer Erkrankung signifikant ansteigt. Bei über 80-Jährigen ist es fast doppelt so hoch wie bei Jüngeren – und die Komplikationen wesentlich häufiger. Bei erhöhter Gefährdung empfiehlt die Stiko die Impfung seit wenigen Wochen nicht erst ab 50 Jahren, sondern bereits ab 18 Jahren. 

Große Unterschiede im Engagement der einzelnen Praxen

Die Daten der Kasse zeigen extreme Unterschiede im Impfverhalten der einzelnen Hausarztpraxen. Demnach reichen die Impfquoten bei den über 60-Jährigen in Bayern je Praxis von 0 bis 69 Prozent. Und selbst die zehn Prozent der Praxen, die am meisten impfen, tun dies nur bei einem Drittel der Patientinnen und Patienten, die eigentlich Anspruch auf die Impfung haben. Ob jemand die Impfung erhalte, sollte aber nicht vom Hausarzt abhängen, forderte Kindshofer. Er schlägt deshalb ein Erinnerungssystem in der elektronischen Patientenakte vor, das die Ärztinnen und Ärzte automatisch auf anstehende Impfungen hinweist.

Für die Auswertung hatte die Barmer die Daten ihrer 1,1 Millionen Versicherten im Freistaat aus den Jahren 2017 bis 2023 ausgewertet. Die Auswertung zur Impfaktivität von Hausarztpraxen wurde für jene 1.000 Praxen ermittelt, die von 2019 bis 2023 Hausarztpraxis waren und mindestens 50 nur in einer Hausarztpraxis behandelte Barmer-Versicherte ab dem Alter von 60 Jahren hatten. Dies waren in Bayern rund 410.000 Menschen.

Quelle: dpa

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