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Förderverein halbiert Festspiel-Anteil - Bund will Reformen

28. April 2024 , 13:54 Uhr

Der Förderverein der Bayreuther Festspiele will künftig nicht mehr so viel zahlen wie bisher. Jetzt nennen die Mäzene konkrete Zahlen. Mehr Engagement von Land und Bund hängt auch an Veränderungen.

Weniger Geld von den Mäzenen: Der Förderverein der Bayreuther Festspiele will seine Anteile an der Festspiel-GmbH auf 15 Prozent absenken und damit beinahe halbieren. Das hat die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth am Samstag in einer Sitzung ihres Kuratoriums in Berlin beschlossen, wie der Vorsitzende des Vereins, Georg von Waldenfels, der Deutschen Presse-Agentur im Anschluss daran sagte. Bislang halten die Freunde 29 Prozent der Gesellschafteranteile – und damit genauso viele wie jeweils der Bund und der Freistaat Bayern.

Für die Festspiele bedeutet das Absenken der Anteile in erster Linie weniger Geld von den Mäzenen. Für dieses Jahr gab der Förderverein nach eigenen Angaben 2,4 Millionen Euro – und damit schon rund eine Million weniger als sonst und als ihr Gesellschafteranteil von 29 Prozent vorsieht.

Wenn man davon ausgeht, dass die Freunde in der Regel 3,4 Millionen Euro pro Jahr zahlten, fehlen den Festspielen künftig also mehr als 1,5 Millionen Euro von den Kunstförderern – Geld, das die übrigen Gesellschafter nun ausgleichen müssten, wenn die ohnehin schon eingeläuteten Sparmaßnahmen auf dem Grünen Hügel nicht noch deutlich verschärft werden sollen. Heftige Diskussionen um die Verkleinerung des festen Chores und Einsparungen beim Orchester machten in diesem Jahr bereits Schlagzeilen.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sagte der dpa am Samstag nach Bekanntwerden des Beschlusses der Freunde: «Unsere Zusage steht: Der Freistaat Bayern bekennt sich zu einem größeren finanziellen Engagement in Bayreuth. Wir steigen in einem größeren Umfang ein und übernehmen die von den Freunden von Bayreuth angekündigte Reduzierung der Anteile hälftig.»

Der Bund verknüpft ein verstärktes Engagement mit strukturellen Veränderungen. «Auch der Bund ist bereit, mehr Verantwortung für Bayreuth zu übernehmen, wenn es dort jetzt zu notwendigen Reformen kommt», sagte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) am Sonntag der dpa in Berlin. «Da sind wir auf einem guten Weg und arbeiten dafür unter anderem mit Bayern eng zusammen.» Für Roth sei es wichtig, dass die so besonderen wie kulturell bedeutsamen Bayreuther Festspiele für die Zukunft gut aufgestellt seien. «Dazu gehört auch, dass sie für ein insgesamt breiteres wie auch internationales Publikum noch attraktiver werden.»

«Die strukturelle Neuordnung der Gesellschafterstruktur ist eine wichtige Weichenstellung für uns, aber auch für die Bayreuther Festspiele, weil wir gemeinsam die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung der Festspiele schaffen», wird von Waldenfels in einer offiziellen Mitteilung zum Kuratoriumsbeschluss zitiert. «Das ist eine gute Nachricht für die Bayreuther Festspiele und ihr Publikum in der ganzen Welt.» Was genau an der Nachricht, dass die Förderer künftig nur noch etwa die Hälfte zahlen können, gut sein soll, lässt die Mitteilung offen.

Allerdings gehen die Freunde offenbar davon aus, dass die Festspiele in Zukunft deutlich teurer werden – und sie damit künftig womöglich sehr viel mehr zahlen müssten als bislang: «Die erheblichen Kostensteigerungen bei der Ausrichtung der Bayreuther Festspiele erfordern eine Anpassung der Gesellschafterstruktur der Bayreuther Festspiele GmbH, um den gestiegenen Beiträgen des Bundes und des Freistaats Bayern Rechnung zu tragen», heißt es in der Mitteilung.

Trotz des Absenkens der eigenen Gesellschafteranteile soll sich nach dem Willen der Freunde übrigens ansonsten nicht viel ändern. Sie wollen laut dem Beschluss von Samstag, dass das Kartenkontingent, das den Freunden bislang zur Verfügung steht, auch bei weniger Gesellschafteranteilen gleich bleibt – ebenso die Einflussmöglichkeiten auf das Opernfestival auf dem Grünen Hügel. Die komplizierte Verwaltungsstruktur soll nach dem Willen des Fördervereins so bleiben, wie sie derzeit ist.

Entscheidungen wie beispielsweise über den Haushaltsplan der Festspiele oder auch die künftige Leitung der Festspiele sollten ihrer Ansicht nach auch weiterhin einstimmig beschlossen werden müssen, sagte von Waldenfels, der am Samstag als Vorsitzender wiedergewählt wurde und die übrigen Gesellschafter – neben Bund und Freistaat ist das noch die Stadt Bayreuth, die 13 Prozent der Anteile hält – am Montag über den Kuratoriumsbeschluss informieren will. Wie es dann weitergehen soll, sei Sache der Gesellschafterversammlung.

Festspiel-Chefin Katharina Wagner, die eine mögliche Vertragsverlängerung zuletzt auch an die Forderung geknüpft hatte, dass sich etwas ändern müsse an der Festspiel-Struktur, sagte der dpa am Samstag, nachdem der Beschluss aus der Kuratoriumssitzung bekannt geworden war: «Die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Unterstützung, die die Bayreuther Festspiele durch die Freunde stets erfahren, wird durch diese Entscheidung sicherlich nicht beeinflusst werden.»

Quelle: dpa

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