Restitution

Erben verkaufen Slevogt-Werk an Würzburger Museum

11. Dezember 2025 , 12:06 Uhr

Museen, Archive und Bibliotheken sollen Raubkunst aufspüren und den legitimen Eigentümern zurückgeben. In Würzburg ist dies bei einem Gemälde gelungen - das städtische Museum darf es aber behalten.

Ein während der NS-Zeit von den Nazis beschlagnahmtes Werk von Max Slevogt (1868-1932) ist von seinen Erben an das Museum im Kulturspeicher in Würzburg verkauft worden. Das städtische Haus hatte das Gemälde aus dem Jahr 1902 namens «Bildnis eines bärtigen Mannes» jahrzehntelang in seinem Fundus. Nach Museumsangaben konnte 2018 die damalige Provenienzforscherin im Haus nachweisen, dass das im Museum verwahrte Bildnis aus ehemals jüdischem Besitz stammt. Auf dem Gemälde sei der Baptistenpater Nivard Streicher dargestellt.

Gestapo beschlagnahmte Gemälde

Den Angaben nach hatte der Berliner Verleger und Kunsthändler Bruno Cassirer (1872–1941) das Porträt einst direkt bei Slevogt erworben. Als Jude sei er Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung gewesen und 1938 mit seiner Familie nach Oxford in Großbritannien geflohen. Sein zurückgelassenes Vermögen und Teile seines Kunstbesitzes seien am 3. März 1942 von der Gestapo beschlagnahmt worden. Das Slevogt-Porträt wurde demnach 1944 in Berlin versteigert.

Nach Erkenntnis des Museums erwarb der Kunsthändler Wolfgang Gurlitt das Werk und verkaufte es kurz darauf an Heiner Dikreiter, den Gründungsdirektor der 1941 eröffneten Städtischen Galerie Würzburg. Aus dieser war 2002 das heutige Museum im Kulturspeicher entstanden.

Erben in Großbritannien 

Nachdem die in Großbritannien lebende Erbengemeinschaft Cassirers ermittelt worden war, verkaufte diese das Werk schließlich an das städtische Museum. «Das Porträt ist nicht nur ein bedeutendes Kunstwerk unserer Sammlung. Es ist ebenso ein sichtbares Zeichen für eine engagierte und verantwortungsvolle Provenienzforschung», sagte die stellvertretende Museumsdirektorin Henrike Holsing.

Quelle: dpa

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