Getrieben von einer außergewöhnlichen Medaillen-Gier wollen die deutschen Handballerinnen im Halbfinale gegen Weltmeister Frankreich die Sensation perfekt machen. Als «locker, fokussiert und gierig» beschrieb DHB-Sportvorstand Ingo Meckes die Stimmung im Team vor dem bedeutendsten Spiel im deutschen Frauenhandball seit WM-Bronze 2007. «Die Frauen wollen mehr. Vielleicht entsteht was ganz, ganz Großes», mutmaßte Meckes vor dem Spiel heute Abend (17.45 Uhr/ARD/Sporteurope.TV).
An keinen Gegner hat Deutschland so schlechte Erinnerungen wie an Frankreich: Der letzte Pflichtspielsieg gegen die Französinnen liegt auf den Tag genau 20 Jahre zurück. Bei der WM in St. Petersburg setzte sich die deutsche Riege 2005 mit 32:26 durch.
Hinter den derzeit scheinbar unbesiegbaren Norwegerinnen gilt Frankreich als das zweitbeste Team der Welt. Silber bei der WM 2021. Gold zwei Jahre später und noch einmal Silber bei den Olympischen Spielen im eigenen Land.
«Wir brauchen schon eine Leistung am Optimum», appellierte Meckes an die Spielerinnen. Mut macht ihm die bisherige Leistung in der Abwehr um WM-Debütantin Aimée von Pereira. «Wenn wir so eine Abwehr stellen, vorne mit dem Selbstvertrauen hingehen, mit der Frische und Unbekümmertheit, dann werden wir eine Chance haben. Wir haben nichts zu verlieren.»
Seit Jahren versucht das DHB-Team, die Lücke zu den Top-Teams zu schließen und bei einem großen Turnier für eine Überraschung zu sorgen. Der Halbfinaleinzug ist schon jetzt ein Riesenerfolg, ein Sieg gegen Frankreich wäre eine Sensation. «Du musst eine gewisse Coolness mitbringen. Aber wir haben uns weiterentwickelt. Diese Gier ist da», sagte Markus Gaugisch, der als Bundestrainer noch nie gegen Frankreich gewinnen konnte.
Brisant: Die Teams treffen sich nicht erst am Abend auf dem Parkett. Frankreich und Deutschland teilen sich ein Hotel in Rotterdam. Gibt es die ersten Duelle am Frühstücksbuffet? Sie werde den bekannten Gesichtern einmal Hallo sagen, kündigte Torfrau Katharina Filter an. Die 26-Jährige ist bislang der wichtige Rückhalt, den das DHB-Team benötigt.
Quelle: dpa