Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst haben am Mittwoch vor allem Kinderbetreuungseinrichtungen getroffen. In vielen bayerischen Städten blieben kommunale Kindergärten und Krippen geschlossen. Teilweise wurde eine Notbetreuung angeboten. Der Warnstreik sei wie geplant angelaufen, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Die Streikenden wollten mit der Aktion am Weltfrauentag auch ihren Wunsch nach einer Aufwertung der Sozialen Arbeit deutlich machen.
Genaue Zahlen lagen zunächst nicht vor, er gehe aber von einer hohen Beteiligung mit sicherlich Tausenden Menschen aus. Am Abend kündigte Verdi den nächsten Warnstreik an: Am Freitagvormittag am Flughafen München.
Am Mittwoch gab es praktisch in allen Regionen des Freistaats Ausstände. Zudem Kundgebungen in München, Nürnberg, Regensburg und Ingolstadt – die größte davon in Nürnberg, wo Polizei und Gewerkschaft übereinstimmend 3000 Teilnehmer zählten.
Der Schwerpunkt der Warnstreiks lag auf Kitas – unter anderem in München und Umgebung, Augsburg, Kempten, Ingolstadt, Schweinfurt und Oberfranken sowie Nürnberg. Die Mobilisierung war dabei offenbar gut: In Nürnberg wurden nach Angaben der Stadt von 130 kommunalen Kitas 125 bestreikt. Nur die restlichen fünf boten reguläre Betreuung an. In München waren – Stand 14.00 Uhr – 265 von 450 städtischen Kitas komplett und 43 teilweise geschlossen.
Daneben gab es auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe Streikaufrufe, unter anderem in Mittelfranken, in der Lebenshilfe in Landsberg oder der Pfennigparade in München. Kliniken waren unter anderem in Nürnberg und Rosenheim betroffen.
Verdi will für die bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn durchsetzen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent mehr bei zweijähriger Laufzeit sowie 2500 Euro Einmalzahlung. Die dritte Verhandlungsrunde ist in drei Wochen.
Um bis dahin den Druck zu erhöhen, kündigte Verdi gleich den nächsten Warnstreik an: Die Sicherheitsmitarbeiter bei den Passagier- und Gepäckkontrollen am Flughafen München sollen am Freitagvormittag zwischen 5.00 bis 10.00 Uhr die Arbeit niederlegen. Reisende müssten mit verlängerten Wartezeiten rechnen. «An die Passagiere ergeht deshalb der Rat, sich früher am Flughafen einzufinden», teilte die Gewerkschaft mit. Mit Flugausfällen sei aber nicht zu rechnen.
Dass am Mittwoch vor allem in sozialen Berufen die Arbeit niedergelegt wurde, hing mit dem Weltfrauentag zusammen. «Wir kämpfen seit vielen Jahren für die Aufwertung der Sozialen Arbeit», hatte Landesbezirksleiterin Luise Klemens bereits im Vorfeld erklärt. «Am Internationalen Frauentag wollen wir das jetzt in besonderer Weise deutlich machen.»
Die bayerische Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) betonte: «Kita-Fachkräfte und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Sozialbranche müssen angemessen bezahlt werden. Es ist ihr Recht, eine bessere Bezahlung über Streiks einzufordern.» Gleichzeitig appellierte sie «an alle Beteiligten, den Bogen nicht zu überspannen und am Verhandlungstisch im Sinne der Kinder und Familien schnell zu einer Einigung zu kommen». Bayerns Familien brauchten eine verlässliche Kinderbetreuung.