Der Bau der Kramertunnels bei Garmisch-Partenkirchen wird sich nach dem Streit mit der Baufirma womöglich auf unbestimmte Zeit verzögern. Das Staatliche Bauamt Weilheim kündigte nun seinerseits den Vertrag mit der Arbeitsgemeinschaft Kramertunnel BeMo Tunneling Subterra, wie die Behörde am Freitag mitteilte.
Vorausgegangen war ein auch gerichtlich geführter Streit um Abschlagszahlungen. Die Arbeitsgemeinschaft hatte in diesem Zusammenhang Anfang der Woche den Werkvertrag mit dem Bauamt gekündigt – aus Sicht des Bauamtes rechtswidrig. Die Behörde hatte der Firma eine Frist zur Wiederaufnahme der Arbeiten bis Donnerstag gesetzt. «Die Baufirma zeigte daraufhin keinerlei Bereitschaft, die Bauarbeiten am Kramertunnel fortzusetzen», erläuterte das Bauamt.
Da eine Änderung der Haltung nicht zu erwarten sei, habe das Bauamt am Freitag seinerseits den Vertrag gekündigt. Das sei notwendig, um keine weitere Zeit zu verlieren und schnellstmöglich eine neue Baufirma mit der Fortführung der Bauarbeiten beauftragen zu können.
«Es ist unser Hauptfokus, die Arbeiten so zeitnah wie möglich weiterzuführen», sagte Bauamtssprecher Michael Meister. «Wir sind dran. Wir lassen nichts unversucht.» Sollte die Firma die Arbeiten doch wieder aufnehmen wollen, werde man sich dem nicht verschließen.
Andernfalls muss der Auftrag zum Weiterbau den Vorschriften folgend voraussichtlich neu ausgeschrieben werden. Das dürfte erheblich Zeit in Anspruch nehmen.
Ursprünglich sollte der Tunnel Ende 2025 für den Verkehr freigegeben werden. Ein neues Datum ist bisher nicht bekannt. Die Kosten für den Tunnel hatte das Bauamt zuletzt mit 365 Millionen Euro veranschlagt, rund 100 Millionen Euro mehr als noch vor der Corona-Pandemie.
Der Tunnel soll das staugeplagte Garmisch-Partenkirchen vom Durchgangsverkehr entlasten. Stoßstange an Stoßstange geht es regelmäßig durch den Ort. Die Bergwelt um die Zugspitze, die Höllental- und die Partnachklamm und der Eibsee locken Gäste von weither an. Jeden Tag fahren nach Angaben des Bauamts bis zu 25.000 Fahrzeuge auf der Bundesstraße 2 durch den Ort. Auf der Bundesstraße 23 im Osten sind es bis zu 16.000. Dort ist als Umgehung der Wanktunnel geplant. Der Bau hat hier allerdings noch nicht begonnen.