Ein Porsche Macan mit Allradantrieb fährt über die Offroad-Teststrecke., © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Immer mehr Autos mit Allradantrieb: Hotspot Bayern

In Deutschland gibt es immer mehr Autos mit Allradantrieb. Jeder vierte Neuwagen ist inzwischen damit ausgerüstet, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervorgeht, die die Deutsche Presse-Agentur ausgewertet hat. Das ist mehr als das Doppelte des Anteils im Jahr 2010. Die meisten Allrader finden sich dabei in bayerischen Zulassungsbezirken.

Im Fahrzeugbestand machen sich die gestiegenen Neuzulassungen zwar nur langsam bemerkbar. Doch auch hier steigt der Allradanteil. Bundesweit waren es am Stichtag 1. Januar dieses Jahres 13,3 Prozent. In Bayern sogar 16,7 Prozent. Und mit 1,39 Millionen dieser Fahrzeuge lässt der Freistaat sogar das weitaus bevölkerungsreichere Nordrhein-Westfalen hinter sich.

Die höchsten Allradanteile im Fahrzeugbestand haben – sowohl innerhalb Bayerns als auch deutschlandweit – die Zulassungsbezirke Miesbach und Freyung-Grafenau mit 28,6 Prozent. Auch der Landkreis Regen mit 27,8 Prozent liegt über dem Doppelten des Bundesdurchschnitts. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie durch ihre Lage an den Alpen oder im Bayerischen Wald zumindest teilweise bergig sind. Das gilt auch für Oberallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgadener Land und Bad Tölz-Wolfratshausen auf den Plätzen 4, 6, 8 und 10.

Dazwischen finden sich allerdings drei Zulassungsbezirke, die zwar bayerisch aber nicht als besonders bergig bekannt sind: Ingolstadt kommt mit 24,6 Prozent auf Rang fünf – allerdings könnte die Statistik dadurch verzerrt sein, dass Audi hier seinen Hauptsitz hat und es einen außergewöhnlich hohen Anteil von auf Firmen zugelassenen Fahrzeugen gibt. Für den Landkreis München mit 23,3 Prozent und Starnberg mit 22,4 auf den Rängen sieben und neun gilt dies aber nicht.

Und selbst die in der Schotterebene gelegene Millionenstadt München ist mit 21 Prozent und Platz zwölf weit über dem deutschen und bayerischen Durchschnitt. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 13 Prozent, in Berlin 11,5. Die bundesweit niedrigsten Anteile finden sich in Emden mit 8 Prozent, Wilhelmshaven mit 8,3 und Herne mit 8,4 Prozent. Bayernweit liegen Bamberg Stadt mit 11,9 und Kitzingen mit 12 Prozent hinten.

Die aktuellen bundesweiten Neuzulassungszahlen deuten dabei auf weiter steigende Bestände. In den ersten vier Monaten 2023 zeigen die KBA-Daten einen deutschlandweiten Allrad-Anteil an den Neuzulassungen von 25 Prozent. 2022 waren es sogar 25,9 Prozent. Davor ging es Jahr für Jahr nach oben: 2010 waren es erst 11 Prozent.

«Ein Grund für die Zunahme des Allradanteils könnte im Boom der SUV liegen. Da gehört Allrad für viele Käufer dazu», vermutet man beim ADAC. «Ein anderer Aspekt könnte die Beliebtheit von Wohnwagen sein.» Und auch die Fahrdynamik spiele eine Rolle: «Vor allem der Frontantrieb ist häufig mit den oft hohen Motor-Leistungen moderner Autos überfordert», sagt ADAC-Experte Maximilian Bauer.

Dabei sind die Allrader beim Verbrauch klar im Nachteil gegenüber vergleichbaren Modellen ohne diese Technik: «Auch heute noch verbrauchen moderne Allradfahrzeuge etwa einen halben Liter mehr auf 100 Kilometer als Autos mit nur einer angetriebenen Achse», sagt Bauer. Der Mehrverbrauch sei geringer als früher – «auch weil der Allradantrieb nicht durchgehend genutzt wird, sondern sich in der Regel automatisch zu- oder abschaltet», erklärt er. Da habe sich technisch viel getan. «Allerdings bleibt es dabei, dass der Allradantrieb mehr bewegte Teile und ein zusätzliches Gewicht von 50 bis 80 Kilogramm bedeutet. Und das kostet Sprit.»

Das geht auf Dauer auch ins Geld. Je nachdem, mit welchen Fahrleistungen und Preisen man rechnet, kann sich das über ein Autoleben auf mehr als 2000 Euro summieren.